Faschingspredigt 2015

Liebe Christen!                                                                                                                             Eigentlich setzte ich auf jede Wette,

dass man hier nichts mehr zu lachen hätte.

Drum hab ich mir, wenn niemand lacht,

über eine Predigt keine Gedanken gemacht.                                       

Der Pfarrer aber meinte zu diesem Fall,

ihm sei es sowieso schon egal,

ich könne meine närrische Seite entfalten und wieder eine Faschingspredigt halten.   So blieben mir nur extrem kurze Zeiten, um diese Zeilen hier vorzubereiten. Ich bringe in schnell entworfenen Kommentaren die Ansichten eines Faschingsnarren.   Zu den brandheißen Fusionsthemen werde ich auch kurz Stellung nehmen. Und sollt ich mich im Ton vergreifen, könnt ihr mich ja im Stift verpfeifen.   Aber ein freier Narr in der Faschingszeit untersteht ja bekanntlich keiner Obrigkeit. So könnten also etwaige Beschwerden wohl ziemlich wirkungslos werden.   Eine sinnvolle Zusammenlegung setzt ja voraus, dass man zusammenarbeitet im gemeinsamen Haus. Und beginnt jemand diesbezüglich zu überlegen, ist schon eine ganze Meute strikt dagegen.   Einen neuen Lösungsansatz zu den Dingen will ich im folgenden Beispiel bringen. Die Gemeindefusion ist in vielen Bereichen mit einer Zwangsehe zu vergleichen.   Eine Ehepaar, das nach jahrzehntelangem Zwist Beim Scheidungsrichter gelandet ist, sich beschimpft und auch beklagt, wird vom Richter genau befragt:   „Sagt einmal, wie kann das sein, trotz Streit und Zank die vielen Kinderlein?“Weil wir, Herr Rat, in all den Jahren uns untherum nie böse waren!“   Ich meine, trotz fragwürdigem Sittenbild, die Ehe hat ihren Zweck erfüllt. Für eine produktive Zusammenarbeit, kann ich sagen, muss man sich nicht unbedingt vertragen.   Einige Mönichwalder, die, bekam ich Wind, mit Pfarrer und Stift nicht zufrieden sind, hätten, wie früher einmal, recht gern von der Diözese einen geistlichen Herrn.   Der Papst hat, haben wir erst vernommen, den Rücktritt von Bischof Capellari angenommen. Dieser sagte zu seinem zukünftigen Ziel, dass er den Mönch in sich suchen will.   Damit hat er sich ganz unverhohlen für den Job in Mönichwald empfohlen. Ein Altbischof hätte auch genügend Gewicht, zu entscheiden, was er sagt und was nicht.   Ein Ereignis mit sehr viel Gemeinschaftspotential ist seit Jahren der Pfarr- und Jugendball. Und da gab es doch einige Szenen, die ich unbedingt hier muss erwähnen.   Ein paar Mönichwalder hab ich vernommen, sind aus Protest nicht zum Ball gekommen. Die Waldbacher hat eigentlich niemand vertrieben, die sind ohne Grund zuhause geblieben.   Und so erreichte der schöne Ball eine recht bescheidene Besucherzahl. Die aber haben das Beste daraus gemacht, feierten gut gelaunt die ganze Nacht.   Gratulieren muss ich der Lena und der Theres‘ zur guten, thematisch passenden Polonaise. Ich denke, dass intensive Proben nötig waren, bis die Burschen so in Ruhe verharren.   Recht lustig war – keine Frage – die dargebrachte Mitternachtseinlage. Aber die angetretenen Damen bei der Missenwahl entsprachen nicht ganz meinem Schönheitsideal.   Liebes Ballkomitee! Mit „lustig“ ist jetzt Schluss, weil ich ein Hühnchen mit euch rupfen muss. Bin einer, der die letzten vierzig Jahr regelmäßig auf dem Pfarrball war.   Und immer wurde mit Melodien, mit flotten, für Steirischtänzer auch was geboten. Ich behaupte, dass hier im Großen und Ganzen die Leute sogar vorwiegend steirisch tanzen.   Nun hat man eine Band bestellt, wo dieses Repertoire zur Gänze fehlt. Es gab nur Discofox und Chachacha statt Polkaschritt und Humptata.   Ich glaube mit gutem Willen und Ideen kann der Ball auch weiterhin bestehen. Und viele Besucher können dann wieder zu Heimatklängen umidrahn.   Ich ließ dann zwei Wochen verstreichen, um mein Tanzdefizit beim ÖKB-Ball auszugleichen. Hier drehten sich zu altbekannter Weise die Tanzpaare mit Walzerschritt im Kreise.   Die Mitternachtseinlage war dann schon die wirklich große Sensation. Drei junge Tenöre haben sozusagen Lieder recht ausdrucksvoll vorgetragen   Es schien dabei, für die drei Helden würden die Gesetze der Schwerkraft nicht gelten. Einem Tenor sah man schon von Weitem an, dass der Begriff „jung“ sehr dehnbar sein kann.   Kurzum, es gibt in Waldbach tolle Faschingsfeste, aber es fehlen meist die zahlreichen Gäste. Damit schaden wir schlussendlich nur unserer eigenen Unterhaltungskultur.   Einer hat sich am Berg hoch oben wie der Phönix aus der Asche erhoben. Der neue Rabl-Kreuz-Hüttenwirt hat sozusagen bei den Gästen voll eingeschlagen.   Eine fröhliche Wirtin, die mir gefällt, nimmt alles auf, was man bestellt. Und serviert dann in riesigen Portionen Trank und Speisen in vielen Variationen.   Zum Bratl tischt der Franzi obendrauf recht deftig wilde Geschichten auf. Der Luchs, der Wolf und auch der Bär streichen da quasi vor der Hütte umher.   Ich bin nach der Holzarbeit oft eingekehrt und habe am Nebentisch den Jägern zugehört. Es soll Jagdhunde geben, sagte ein Kerl, die sind gescheiter als ihr Herrl.   Eine heftige Diskussion entstand dann dort, schließlich ergriff ein junger Jäger das Wort:Ich weiß es sicher, das ist kein Mist, weil es auch bei meinem Hund so ist!“   Schmäh und gute Laune gibt’s nicht nur dort, sondern bei jedem Wirt in unserem Ort. Den Gaststätten wünsche ich das Beste, und viele hungrige, durstige Gäste.   Bei der Blasmusik, merke ich hier an, hat sich in letzter Zeit sehr viel getan. Der Michael sah sich des Berufes wegen genötigt, den Kapellmeister zurückzulegen.   Dirigenten gibt’s in Waldbach recht viel‘, doch keinen, der die Blaskapelle dirigieren will. So engagierten die Musidamen und –herrn als Frau Kapellmeister Monika Kern.   Kaum war die Monika vorgestellt und begrüßt, hat sich der Obmann Sedlak vertschüßt. Als Nachfolger kam rasch und nobel sein Stellvertreter, der Norbert Sobl.   So nebenbei hat die Musik auch musiziert und ein tolles Herbstkonzert uns präsentiert. Gemeinsam mit dem Schüler- und dem Kirchenchor gab’s ein Großporjekt wie nie zuvor.   Auch war vom Schlagzeug bis vor zum Sologesang die Liste der Aushilfen noch nie so lang. Diese verursachte beim Kassier ein langes Gesicht vier Wochen später dann, beim Kassabericht.   Dass alles soll aber weiter nicht stören, es gab ja ein tolles Konzert zu hören. Ich wünsche den MusikerInnen Freude beim Musizieren und dass die Zuhörer dann kräftig applaudieren.   Unser Bildungssystem soll an allen Ecken tief in einer Krise stecken. Auch beim letztlich durchgeführten Pisa-Test stellte man gravierende Mängel fest.   Erst wurde lautstark diskutiert, dann hat man ein wenig reformiert, dabei wurde auch an Waldbach gedacht und eine Neue Mittelschule gemacht.   Mit Teamteaching, KEL-Gespräch und so weiter werden die jungen Leute nun gescheiter. Die Lehrer müssen vor allen anderen Dingen aber mehr Zeit in der Schule verbringen.   Früher waren Schüler, die recht wenig wussten, jene, die dann nachsitzen mussten. Wenn sie heute falsch rechnen oder schreiben, müssen die Lehrer in der Schule bleiben.   Schließlich haben wir freudig vernommen, dass die Wenigzeller in unsere Schule kommen. Und die haben dann förmlich über Nacht auch einen neuen Direktor mitgebracht.   In der Früh hat die Schule angefangen, und die Frau Direktor ist hineingegangen. Zu Mittag war dann die Schule aus und ein Herr Direktor kam heraus.   Daraus erkennt man recht geschwind, dass nicht nur Gottes Wege unergründlich sind. Für die Schüler möchte ich den Wunsch formulieren, dass alle die Neue Mittelschule erfolgreich absolvieren.   Sollte es aber einmal nicht so gut funktionieren, braucht das wohl niemand zu deprimieren, denn jeder, der den Fasching liebt, ist froh, dass es auch Narren gibt.   Ich beende jetzt als solcher Narr Die Faschingspredigt hier in diesem Jahr. Lasst euch durch die Fusion nicht vermiesen, den Faschingsausklang gut gelaunt zu genießen.   Ein fröhliche Zeit den Kindern, Herrn und Damen! Amen.   Zusatz:   Unser stillgelegtes Sägewerk wollte man wieder bewegen und mit einer anderen Säge zusammenlegen, erleichtert hab ich vom Scheitern des Projekts gelesen denn es wäre eine Kern-Fusion gewesen   Robert Sedelmaier, Feber 2015