Faschingspredigt 2017

Faschingspredigt 2017
 
Liebe Christen!
 
Wir leben – wie allgemein bekannt -
schon seit Jahren in einem Pfarrverband.
Es wurden – obwohl nicht von allen akzeptiert -
auch unsere Gemeinden fusioniert.
Ich möchte in einigen Bereichen
beide Gemeindeteile miteinander vergleichen
und habe erst einmal festgestellt,
dass ein Narr in Mönichwald fehlt,
der am Faschingssonntag das Predigen
statt dem Pfarrer kann erledigen.
In Waldbach kennt man seit Jahren sogar
mich als solch einen Narr.
Und so liegt es fast schon auf der Hand,
einmal aufzutreten im ganzen Pfarrverband.
Ich hoffe, es wird einigermaßen akzeptiert,
dass ein Faschingsnarr bei der Messe gastiert.
Und auch, dass sich dieser närrische Schuft,
beim Auftritt auf die Narrenfreiheit beruft.
 
Ich muss als Narr auf Banalitäten achten
und in diesem Sinn den Gemeindenamen betrachten.
Da frag ich mich, wie es wohl geht,
dass das kleine Waldbach vor Mönichwald steht.
Der Grund, fand ich sehr bald,
liegt deutlich hier im „Wald“.
Eine umgekehrte Schreibweise ist nicht empfohlen,
denn da würde sich der „Wald“ ja wiederholen.
Das klänge ja ein bisschen sodann,
als finge man zu stottern an.
So steht „Waldbach“ auf alle Fälle
wegen des Klanges an erster Stelle.
 
Ich hab auf einer Website recherchiert,
was bei der Jugend so passiert
und machte auch manche Notiz
für einen Faschingspredigt-Witz
Ein Informant flüsterte mir noch schnell
da ist vielleicht einiges nicht mehr aktuell.
Meine Pointe wäre dann ja irgendwie
so ein Schuss in das eigene Knie-
 Virtuell kann man den Narr, den Alten,
eigentlich leicht zum Narren halten!
So berichte ich von einem Geschehen,
das ich mit eigenen Augen gesehen:
 
Für den Pfarr- und Jugendball in Waldbach (her)oben
kann ich die Jugend nur noch loben.
Der Saal war ansprechend dekoriert,
Sektstand und Bar gut organisiert.
Die flotte Polonaise hat mir vor allem
ganz besonders gut gefallen.
Der Lena wird dazu herzlichst gratuliert:
Sie hat das ausgedacht und einstudiert.
Auch das kecke Röckeheben
hat keinen Skandal ergeben.
Denn was die Mädchen unterm Dirndl tragen,
reicht, um Triebtäter zu verjagen.
Eine Mitternachtseinlage wurde auch gezeigt:
Der Narr bleibt stumm und schweigt.
Im Gesamten aber stelle ich deutlich klar,
dass der Ball toll und unterhaltsam war
und lade alle herzlichst ein,
das nächste Mal dabei zu sein.
 
Ich will bei den heutigen Faschingsthemen
unsere Musikkapellen unter die Lupe nehmen.
Die Mönichwalder spielen wie aus einem Guss:
genau, präzise – ein musikalischer Genuss.
Der Frankie, hab ich mir schon oft gedacht,
hat hier wohl ganze Arbeit gemacht.
Die Waldbacher sind, hab ich gehört,
vergleichbar mit dem Wiener Neujahrskonzert,
weil alle paar Jahre schon prompt
ein neuer Dirigent zum Einsatz kommt.
Ich möchte aber gewiss niemanden vertreiben,
die Lisi wird hoffentlich länger bleiben.
Wenn der Herbst uns kurze Tage beschert,
spielen beide Kapellen ihr jährlich Konzert.
 
Der/Die Konzertmoderator/in fällt mir ein,
muss jeweils mindestens ein Lehrer sein.
In Waldbach war einmal keiner zu bekommen,
da hat man einfach mich genommen.
Im Notfall, das ist ja klar,
tut‘s auch ein anderer Narr.
Ein Jahr später hat man mich degradiert,
da hab ich nur mehr Eintritt kassiert.
Wenn sie mich weiterhin so stutzen,
muss ich nächstes Mal die Halle putzen.
 
In Mönichwald moderiert jetzt generell
nur mehr die schöne Isabell.
Neidvoll muss ich hier erwähnen,
ich möchte auch so gut sprechen können.
Meist wird ein Virtuose auserwählt,
der beim Konzert ein Instrument vorstellt,
wobei die Isabell erklärende Worte spricht,
ganz kindgerecht, als sei‘s ein Unterricht.
Ein Besuch der tollen Konzerte ist aus meiner Sicht
für uns GemeindebürgerInnen fast schon Pflicht.
Als Zugabe mit musikalischer Note
bringe ich eine kurze Anekdote:
 
Die Musik hat einen Ausflug in die Berge organisiert,
wo der Trompeter das schöne Echo probiert.
Er bläst ein F, worauf dann prompt
ein Fis als Echo zurückkommt.
Er bläst noch einmal ein F, ganz gewiss.
Als Echo hört man wieder ein Fis.
Ein schönes F spielt er ein drittes Mal
und ein Fis erklingt beim Widerhall.
Den Musikern wird ganz flau im Magen,
worauf sie einen Einheimischen fragen.
Ja, habt ihr vielleicht gar nicht gesehen,
dass am Gipfel dort ein Kreuz tut stehen??
 
Ein Highlight, dass ich‘s nicht vergesse,
ist die Pfarrverbands-Neujahrsmesse,
da sind ja beide Kirchenchöre engagiert
damit die Messe gemeinsam gestaltet wird.
Ich saß in der Kirchenbank drin
und sinnierte gerade so vor mich hin.
Da hob der Chor zu singen an
so kräftig wie er es noch nie getan
und ich bin nach der Silvesternacht
dann eigentlich zur Gänze aufgewacht,
 auch hab ich sofort den Sinn gesehen
warum beide Chöre auf der Empore stehen:
Ist man zur Neujahrsmesse nur halbwach
dann macht der Kirchenchor doppelten Krach!
Das Projekt ist wirklich gut gelungen
es wurde ja auch sehr schön gesungen!
 
Ich melde, dass in Waldbach-Mönichwald
ein Wahrzeichen in neuem Glanz erstrahlt.
Der namensgebende breite Brunnen wurde perfekt
und fachgerecht neu eingedeckt.
Man zimmerte auch mit Meisterhand
die Seitenwände wie im Originalzustand.
Wir freuen uns über den Brunnen, den schönen
und staunen, was die Gemeindearbeiter so können.
Wenn in Breitenbrunn die Winterstürme toben,
wird auch immer fleißig Schnee geschoben,
um mit der Traktoren Kraft, der geballten,
die Hauszufahrten freizuhalten.
Ein Problem ist – weiß man eh:
Wohin dann mit dem ganzen Schnee?
Da wird nicht lang gefackelt, wenn es stürmt
und der Schnee beim Dorfbrunnen aufgetürmt.
Das Ortsbild dann ist eine eigene Sach:
ein Haufen Schnee mit neuem Brunnendach.
 
Der Winter ist in diesem Jahr
wie er früher einmal war.
Die Hochwechsellifte haben perfekte Pisten,
bei den Nächtigungszahlen füllen sich die Listen.
Beim Rablkreuz locken die Rodelbahn
und herrliche Loipen die Gäste an.
Schneeschuh- und Tourengeher wandern obendrauf
zum windigen Hochwechsel hinauf.
Im Dorf erfreut sich der ganze Kinderhaufen
am gefrorenen See beim Schlittschuhlaufen.
Der fleißige Robert ist stets bereit,
dass er das Eis vom Schnee befreit.
 Seit Jahren räumt er mit kleinen Traktoren
auch wenn das Wasser nicht richtig gefroren.
Darum hat unser See – fahre ich fort -
europaweit einen einmaligen Rekord:
 
Das einzige Gewässer, wo bei Kälte und Wind
mehr Traktoren als Boote versunken sind.
Bei sechzig Zentimeter Eis in diesem Jahr
bestand diesbezüglich keine Gefahr
Robert konnte einige Ideen ausreifen
um klimawandelmäßig die Initiative zu ergreifen,
er ließ, ohne auf Zeit und Kosten zu schauen,
ein Flint-Stone-Mobil erbauen.
Zehn Personen konnten mit dieser Kutschn
völlig klimaneutral über den See rutschn.
Das Vehikel wird nur rückwärts bewegt
weil der Antrieb noch in den Schuhen steckt-
ist auch nicht alles perfekt an dem Gefährt,
den Spass war es jedenfalls wert!
 
Eigentlich bin ich sehr dagegen,
bestimmte Gruppen in Schubladen zu legen,
aber ich sage vorsichtig und sacht,
man hat seine Erfahrungen gemacht.
Meine Beamtenkollegen, hab ich wahrgenommen,
sind vielleicht nicht die ganz Frommen.
Das Credo, das für die meisten zutrifft,
ist die Allgemeine Dienstvorschrift.
Man trachtet, statt nach dem Himmel zu streben,
sich rechtzeitig in die Pension zu begeben.
Die Bauern hingegen sind auch heute
noch anständige und brave Leute,
welche gottesfürchtig mit dem neuen John Deere
arbeiten am Feld und im Waldrevier.
Die Kirchenbesuchsstatistik hat mir diese Welt
in Waldbach total auf den Kopf gestellt.
Da fanden sich, wie kann das sein?
mehr Beamte als Bauern zur Messe ein.
Vielleicht, wenn man aufs Pensionsystem schaut,
ist es besser, dass man auf Gott vertraut.
In Mönichwald bekam ich zum Glück
mein altes Weltbild wieder zurück.
 
Das Wichtigste ist aber kurz und prompt,
dass überhaupt jemand in die Kirche kommt.
Vielleicht gelingt uns beim nächsten Mal
eine Steigerung der Besucherzahl.
 
Ich sehe es manchen Gesichtern an,
meine Predigtzeit ist längst vertan.
So kommt jetzt, was kommen muss;
Mit meinen Narrenreimen ist jetzt Schluss!
Ich hoffe dass mir wegen dieser Narretei
am Ende niemand böse sei!
Und für den Rest der Faschingszeit
wünsche ich Jubel, Trubel, Heiterkeit!
Amen!
 Robert Sedelmaier, Feb. 2017