FASCHINGSPREDIGT 2001
Liebe Christen!
Wir sind gewöhnt mit festem Willen
unsere alltäglichen Aufgaben zu erfüllen.
So kann durch verlässliches Agieren
das private und öffentliche Leben funktionieren.
Es weiß jedoch der gute Christ,
dass der Mensch sehr menschlich ist
darum sieht er in eventuellen Unzulänglichkeiten
statt bitterem Ernst, die heiteren Seiten!
Ich habe unter diesem Aspekt
im Lauf der Zeit Ereignisse entdeckt
und erlaube mir in närrischen Tagen
einige davon hier vorzutragen.
Bei der Erstkommunion hat man gedacht,
dass es ein einheitliches Bild macht,
wenn man die Buben in Kutten steckt
und keiner einen teuren Anzug trägt.
Da man aber gerne durch Boutiquen rennt,
wurde dieser Vorschlag abgelehnt.
Die meisten wollten ihren Söhnen
die Freiheiten der Mode gönnen.
Am Festtag bestaunten Eltern, Onkeln, Tanten
die aufgeputzten Erstkommunikanten.
Da wurden einige Mütter bleich:
Drei Anzüge waren völlig gleich.
Wenn wir bei kleinen Regelungen denken,
dass die unsere Persönlichkeit beschränken,
müsste uns noch viel mehr nerven,
sich dem aktuellen Modetrend zu unterwerfen.
Neue, individuelle Lebensformen
fügen sich nicht in alte Normen.
Die Partnerschaft auf Lebenszeit
ist fast schon eine Seltenheit.
So glauben heute viele Ehepaare,
eine Lebensbeziehung ist nicht das Wahre.
Weil sie unter dem Joch der Ehe leiden,
darum lassen sich sehr viele scheiden.
Es gibt gesellschaftlich und sozial
meist Probleme in einem Scheidungsfall.
Deshalb sind wir angehalten nachzudenken,
wie man die Scheidungszahlen könnte senken.
Niemand weiß hier wirklich Rat,
nur Waldbach hat die Lösung parat,
die mich aber doch sehr entsetzt,
weil man hier drastische Maßnahmen setzt.
Bestimmt, da gibt es keine Debatte,
senkt sich zwangsläufig die Scheidungsrate,
wenn es weitergeht wie letztes Jahr,
weil da ja keine Hochzeit war.
Wie wird es aber in Zukunft sein?
Jeder lebt für sich allein?
Und tut, was ihm gerade passt:
die Einsamkeit ist täglich Gast.
Erinnert euch, was Paulus rief
im oft zitierten Korintherbrief:
„Die größte aller Gnadengaben
ist die Liebe, die wir haben.!“
Mögen doch den jungen Leuten
solch hohe Werte was bedeuten!
Auch das Heiraten, wenn man sich liebt,
weil es schon zu viele Singles gibt.
Wenn sich ein größeres Gemeinschaftsprojekt
nicht immer mit persönlichen Interessen deckt,
dann bleiben die Idealisten allein
und es wird schwer zu verwirklichen sein.
Die Jugend zeigte ernsthaft den Willen
beim Matschinegg Theater zu spielen.
Hat sich nach Nägeln und Brettern umgeschaut
und im Saal eine Bühne gebaut.
Doch gibt es zu wenig von den jungen Leuten,
denen diese Bretter die Welt bedeuten.
So wurden nicht alle Rollen gelernt
und die Bühne ohne Aufführung entfernt.
Gemeinschaftssinn habe ich aber entdeckt,
der sich quer durch die Pfarre erstreckt.
Wo sich sehr viele tatkräftig engagieren,
um den Pfarr- und Jugendball zu organisieren.
Er begann gemächlich, schön und zeitgemäß
mit einer guten Eröffnungpolonäs'.
Die Hochecker Musikanten sorgten etwas rustikal
für Tanzmusik und Stimmung im Saal.
Beim Ballthema habe ich feststellen müssen,
hier lässt Musical „Joseph“ schön grüßen.
Dann wurde zur symbolischen Grundsatzfrage
Beginn und Thematik der Mitternachtseinlage.
Bei der Jugend schaut es aus,
ist man der Zeit oft weit voraus.
Aber dass man hinter der Zeit herhinkt,
wenn den Chef die Technik linkt.
Die Nachmitternachtsshow zeichnet die Situation
von Waldbach bei der Katholischen Aktion.
Die Männerbewegung ist zur Mumie erstarrt,
doch die Frauen sind ganz toll in Fahrt.
Nur Viktorias persönliche Auslegung
vom Begriff „katholische Frauenbewegung“
war eher nur ein Männertraum,
ich glaub', katholisch war das kaum.
Nachher wollte eine Drink ich heben,
und habe mich in die Bar begeben.
Was jungen Menschen dort gefällt,
ist das, was mich fast schon quält.
Wahnsinnslärm, Rauch und Alkohol,
da fühl ich mich nicht richtig wohl,
und danke Gott für den Beschluss,
dass ich in dieser Zeit nicht jung sein muss.
Es ist der Pfarr- und Jugendball
ein schönes Fest auf jeden Fall.
Außerdem ist er, das möcht ich betonen,
eine Brücke zwischen den Generationen.
Ich schätze in der Faschingszeit
auch die kleine Lustbarkeit,
neben dem Tanzen, Trinken, Essen
freut es mich noch Lustiges zu lesen.
Das Pfarrblatt, allgemein eine seriöse Zeitung
hat als Belustigung nur geringe Bedeutung,
bringt aber gute Information
und ernsthafte Beiträge zur Religion.
Weil das in närrischen Zeiten nicht genügt
ist eine mehrspaltige Scherzseite eingefügt.
Diese kommt mir recht witzig vor
und zeigt: Der Pfarrer hat Humor.
Schmunzelnd lese ich bis zur letzten Spalte,
wo ich nach Punkt 50 inne halte.
Denn deutlich muss ich hier erwähnen,
die Frauen scheint der Pfarrer nicht zu kennen.
Nie hat eine Frau sich dumm benommen,
wenn sie versucht an Geld zu kommen.
Vielmehr können sie es wenden und dreh'n,
dass oft Männer als die Dummen dastehen:
Ob mit klugen Reden, Lachen, Weinen,
kurzen Röcken, langen Beinen,
ob mit Jammern oder strengem Ton,
wie frau zu Geld kommt, weiß sie schon.
Wenn es mal den Anschein hat,
sie tippt umständlich am Bankomat,
so denk ich, der behobene Schein
muss nicht von ihrem Konto sein.
Obwohl sie fleißig wie die Bienen
auch ihr eigenes Geld verdienen.
So mein ich, als Finanzstrategen
sind uns die Frauen überlegen.
Viele waren nun zu sehen,
die wirklich über den Dingen stehen,
die auch, wenn andere Scherze machen,
darüber recht herzlich lachen.
Ich möchte nun den Schlusspunkt setzen,
wollte niemand kränken oder verletzen
und gestehe noch so nebenbei
ich selbst bin auch nicht fehlerfrei.
Genießen wir mit Frölichkeit
den Ausklang dieser Faschingszeit.
Humor, liebe Kinder, Herrn und Damen
gehört auch zum Christ sein. Amen!
Ich habe noch zu guter Letzt
ein paar Schüttelreime aufgesetzt:
An den Wasserstellen der Savanne drängen sich die Viehscharen
wie die Österreicher an den Liften beim Schifahren.
Hoffentlich werden im sportlichen Waldbach
auch die Fußballspieler bald wach.
Hart nahm uns dieser Winter ran,
nicht mit Schnee, sondern mit Rinderwahn!
Dann ist mir noch aufgefallen
dass man den Zuschuß locker kriegt,
wenn der Antrag bei Bürgermeister Krogger liegt,
dass der Kriminelle einen Prüller machte
weil man ihn zu Inspektor Müller brachte!
Es könnten mich schon manche Leute hassen
darum will ich das Dichten für Heute lassen.
Robert Sedelmaier