Faschingspredigt 2009
Liebe Christen!
Ich darf traditionell an Faschingssonntagen
in Waldbach eine Predigt vortragen,
weiß aber, dass dieses Narrengeschehen
nicht alle Kirchenobrigkeiten gerne sehen.
Danke unserem Pfarrer, der da glaubt,
dieser Humor sei in der Kirche erlaubt,
folglich sind auch einige der Themen
nicht immer ganz ernst zu nehmen!
Letztjährlich ist in kulturellen Belangen
so einiges in der Pfarre abgegangen
und ich bin stolz, wie die meisten,
was die Waldbacher diesbezüglich leisten.
Es gibt fast nichts zu kritisieren,
ich muss zum Dargebotenen nur gratulieren.
Zum Beispiel hat die MCWA garantiert
einen richtig guten Knüller einstudiert.
Das neue Musical "All Shook Up"
hielt mich beim Zusehen voll auf Trab
jeder gut bekannte Elvis-Hit
riss mich ganz einfach mit,
ich konnte bei rockig, flotten Melodien
auf die hübschen Darstellerinnen schielen,
das Stück war, wie ich sagen muss,
akustisch und optisch ein Genuss.
Ich denke auch ziemlich gut geraten
ist der Lesenachmittag der Literaten,
man präsentierte mit Charme und Witz
manch dichterischen Geistesblitz
und das, im Vergleich zum Matschineggsaal
bei mehr als doppelt so hoher Zuhörerzahl,
allerdings, sei im Gemeindevorstand deponiert,
haben die Hallenkosten die Einnahmen halbiert.
Als Kassier müsste ich da fast erwägen
die Veranstaltung nach Mönichwald zu verlegen.
Bei der Waldbach-DVD braucht man nicht klagen,
denn die hat sehr gut eingeschlagen,
das Projekt brachte in diesem Sinn
auch finanziell einen Gewinn.
Kleine Details, die etwas verwirren,
will ich deswegen nicht kommentieren!
Beim Dorffest wurden wir gebeten
mit der Volkstanzgruppe aufzutreten,
um der Feierlichkeit bei Sonnenschein
etwas kulturellen Glanz zu leih`n.
Frohen Mutes begann der Reigen
Schrittfolgen und Figuren zu zeigen
und dann gehört auch noch dazu
fest aufzustampfen mit dem Schuh.
Die Leute fangen plötzlich an zu lachen,
denn im Holz hört man es krachen,
und so manches Tanzbodenbrett
schaukelt wie ein Federbett.
Steirerblut, heißt es bei solcher Kraft,
sei bekanntlich ja kein Himbeersaft!
Das Herbstkonzert, nicht zu vergessen
ist dagegen leicht "tirollastig" gewesen,
zehn Minuten dauerte schon allein
der Musikleckerbissen "Tirol 1809",
und Andreas tolle Konzertmoderation
erfolgte hörbar im Tiroler Unterton.
Mit Stolz erwähne ich in dem Berichte,
meinen Neffen und meine Nichte,
denn die haben als Solisten brilliert
- das Publikum hat begeistert applaudiert.
Allen Musikern, und dem, der dirigiert,
wird von dieser Stelle herzlich gratuliert!
Heutzutage kann man schon sagen
dass fast jeden Terminprobleme plagen.
Ich selbst weiß von solchen Dingen
ein gar langes Lied zu singen,
soll hier und da und dort noch sein
im Beruf, in Kirche, im Alpenverein,
oft sind Frau und Tochter engagiert,
wenn wo wer singt oder musiziert.
Es bleibt für viele Angelegenheiten
zu wenig Zeit in diesen Zeiten,
ja man kann nicht einmal genug schlafen,
kurzum, wir sind "Terminkalendersklaven".
Man kann auch nicht mehr vermeiden,
dass sich die Vorhaben zeitlich überschneiden.
Darum brauchen diese Aktivitäten
äußerst streng gesetzte Prioritäten!
Ich habe manche Sonntagsbergtour erwogen,
aber dann doch den Kirchgang vorgezogen.
Leider gehör`ich nicht zu den ganz Frommen,
weil umgekehrt ist auch schon vorgekommen!
Die Jugend muss in jungen Jahren
genau so vielen Stress erfahren,
blieb zum Fest "Erscheinung des Herrn"
gleich gruppenweise der Messe fern,
um zu dieser Zeit in der Halle oben
die Pfarrballpolonaise zu proben.
Nur Katharina und Marlies haben mit Beten
ihre Altersgruppe in der Kirche vertreten.
Wird man zukünftig, so meine Frage,
etwa gegen die Abschaffung der Feiertage
vor denen, die das Land regieren,
mit einer Polonaiseprobe argumentieren?
Gottesdienstbesuch, hätte aus meiner Sicht,
in den Belangen, erheblich mehr Gewicht.
Dennoch sollten aber wir Alten
nicht nörgeln am jugendlichen Verhalten,
sondern uns freuen, dass sie in diesen Zeiten
so fleißig in der Pfarre mitarbeiten,
ausserdem, sag ich jetzt notgedrungen,
die Pfarrballpolonaise ist ja gut gelungen.
Die lange Nacht der Kirchen war
das größte Event im vergangenen Jahr.
Gleich mehrere Pfarren haben zusammengehalten,
um ein umfangreiches Programm zu gestalten.
Nach ernstem, besinnlichen Beginn
wandte man sich zum Musikalischen hin.
Ein generationsübergreifendes Chorprojekt
hat unser sakral musikalisches Interesse geweckt.
Auch frönte man kulinarischen Genüssen
mit herbem Messwein und mit süßem,
in heißer Glut ganz feuerrot
röstete knuspriges Stöckerlbrot.
Dann noch, schon fast am End`
spielte eine wirklich gute Jugendband.
Die Infos zu den Songs waren interessant,
nur ich hab mich nicht ausgekannt!
Allerdings, die meisten ihrer Lieder
erkannte ich an der Musik dann wieder!
Ich war beeindruckt, erstaunt und froh
am Schluss, bei der großen Lichtershow
Die Kirche wurde mit Lichteffekten bestrahlt
und mit Musik von Richard Strauß beschallt.
Bei dem Aufwand, hat mich fasziniert,
ist keine einzige Panne passiert!
Ich glaube, die Rechi- und Kroggermänner
sind richtig gute Computerkenner,
denn bei so was, hat sich schon gezeigt,
dass der Computer öfters streikt!
Gut, dass man die lange Nacht
nicht im Winter hat gemacht,
da herrscht im Kirchenraum der Frost,
der Pfarrer spendet uns diesbezüglich Trost:
Die Messe sei eh kurz an kalten Tagen,
Eisschützen aber müssten Kälte stundenlang ertragen.
Klar dass am Eisplatz niemand friert,
weil man da Schnapstee und Glühwein serviert!
Aufkommende Euphorie muss ich aber dämpfen,
mit Alkohol die Kälte zu bekämpfen,
denn im normalen Jahreslauf,
hört das Problem von selber auf!
Vage erinnere ich mich an Diskussionen
um das Ministrieren von weiblichen Personen.
Gott sei Dank waren Mädchen in kurzer Zeit
als Ministranten eine Selbstverständlichkeit.
Ich hoffe, es gibt nicht am End`
in Waldbach einen ganz neuen Trend.
Vor ein paar Wochen nämlich standen
beim Pfarrer vorn zwei Ministranten,
die nicht ganz dynamisch gewirkt haben,
beim Läuten und Bereiten der Gaben.
Wird der Seniorenbund jetzt probieren,
altgediente Ministranten zu reaktivieren?
Dann bleibt nur, mit eigenen Gesetzen
diesbezüglich ein Alterslimit zu setzen,
denn die Kinder, so meine Sorgen,
sind die Kirchgeher von morgen!
Sage aber, weil man das Alter ehrt,
einen Versuch war es schon wert.
Ich selbst habe jetzt, ganz unbestritten,
das Zeitlimit für die Predigt überschritten
und komme auch rasch zum Schluss
an dem ich euch erinnern muss,
dass diese Zeilen von einem Narren stammen,
jetzt und in Ewigkeit, Amen.
Robert Sedelmaier, Fasching 2009